Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen

Platanen-Netzwanze Corythucha ciliata(Say, 1832)




Status

Etabliert. In Hamburg bisher nicht nachgewiesen.


Aussehen

Die Platanennetzwanze ist etwa 3-4 Millimeter groß. Sie ist überwiegend weiß gefärbt, wobei das Pronotum zum größten Teil dunkelbraun ist; auch trägt sie große dunkelbraune Flecken im basalen Drittel der Tegmina. Das Abdomen ist schwarz.


Verbreitung

Ursprünglich war die Platanennetzwanze im Osten der USA und Kanadas heimisch. In den 1960er Jahren wurde die Art nach Europa verschleppt – zuerst nach Italien, von wo sie sich weiter nach Süd- und Mitteleuropa ausgebreitet hat. Sie ist mittlerweile aus den meisten europäischen Ländern bekannt, außer Irland, Island, Dänemark, und den skandinavischen bzw. baltischen Staaten, sowie Weißrussland. Nachweise aus Albanien, Nord Mazedonien oder Bosnien-Herzegowina liegen auch noch nicht vor, aber ihr Vorkommen in diesen Ländern ist sehr wahrscheinlich, da sie aus allen Nachbarländern bekannt ist. Von den Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres ist die Art nur aus Georgien noch unbekannt. Auch aus der Türkei, China, Korea, Japan, Chile, Australien und Südafrika ist die Art mittlerweile gemeldet.

In Deutschland hat sie nur den nördlichen Teil des Landes bisher noch nicht besiedelt – es sind noch keine Funde aus Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen gemeldet. Auch in den Bundesländern, in denen die Platanennetzwanze gefunden wurde, ist sie ungleichmäßig verbreitet. In der Rheinebene oder Baden-Württemberg kommt sie häufig vor, während Nachweise aus Bayern oder Sachsen ziemlich spärlich sind. Der bislang nördlichste Punkt ihres Areals in Deutschland ist Göttingen.




Lebensweise

Die Art saugt an Platanenarten – in Europa ist es vor allem die verbreitete Hybride Platanus x hispanica;  selten wurde sie an anderen Baumarten gefunden. Imagines, wie auch die Larven sind meistens auf der Unterseite der Blätter zu finden, wo sie in großen Mengen auftreten können. Die schwarzen Kotflecken der Tiere an den Blättern sind bei massenhaftem Auftreten sehr auffällig. Die gesamte Entwicklung der Wanze findet auf Platanen statt. Die Imagines überwintern unter der Rinde des Baumes oder auch in seiner Nähe und legen im Mai Eier an den Blättern ab. Die ersten drei Larvenstadien verbleiben in Gruppen nah am Eiablageort, die letzten zwei Larvenstaden gehen an andere Blätter über. In Deutschland gibt es nur eine Generation pro Jahr, in Südeuropa sind drei möglich.

Obwohl das Flugvermögen der Art in der Literatur manchmal als sehr gut eingeschätzt wird – immerhin sind die Adulten stets makropter, im Gegensatz zu vielen anderen Tingiden – ist die passive Verbreitung mit Wind und Luftströmungen, oder auch mit Fahrzeugen und Transportgütern angesichts der Körpergröße der Netzwanze wahrscheinlicher.


Bedeutung für das Ökosystem und für den Menschen

Corythucha ciliata zeigt unter passenden klimatischen Bedingungen eine Tendenz zu Massenauftreten, dabei verursachen die Tiere deutlichen Schaden an den befallenen Blättern. Die Vergilbung setzt zuerst an der Mittelader an und kann schnell das ganze Blatt umfassen, was zu frühzeitigem Laubabfall führen kann. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Corythuchaciliata Pilzkrankheiten der Bäume übertragen kann.

Im Herbst dringen die Wanzen manchmal in Wohnungen ein, was aber wegen ihrer geringen Körpergröße selten auffällt oder zu Beschwerden führt. Es sind Fälle bekannt, wo die Platanennetzwanzen Menschen gestochen haben. Danach trat manchmal auch Hautausschlag auf, der allerdings keinen Juckreiz verursachte und nach kurzer Zeit spurlos vorbeiging. Vermutlich, wie bei anderen kleinen Wanzenarten, wird das Stechverhalten durch Flüssigkeitsmangel ausgelöst. Aus Rumänien ist allerdings ein Fall überliefert, bei dem menschliches Blut im Darm der Wanze nachgewiesen wurde. Solche Attacken auf Menschen bleiben aber eine Ausnahmeerscheinung. 


Ähnliche Arten

Die Platanennetzwanze ähnelt in ihrem Aussehen vielen anderen Vertretern der 67 Arten starken Gattung Corythucha. Verwechslungsgefahr für Europa besteht kaum, da die meisten Arten nur in Nord- und Südamerika vorkommen. Eine weitere Art der Gattung, die Eichennetzwanze Corythuchaarcuata (Say, 1832), hat sich auch als invasive Art in Südeuropa etabliert. Allerdings hat sie Deutschland noch nicht erreicht. Die Art lässt sich am höheren Anteil der dunklen Flecken in ihrer Färbung von C.ciliata unterscheiden. Die beiden Arten können auch anhand ihrer Wirtspflanzen leicht unterschieden werden.